
Laut einer Meldung der Tageszeitung ?Die Welt? ist der sogenannte Bundestrojaner, ein Programm zur Überwachung der Online-Kommunikation, kaum praxistauglich. Die mit hohem Aufwand entwickelte Software kann demnach nur Skype-Telefonate abhören ? und auch nur auf Windows-Computern.
Der sogenannte Bundestrojaner, ein getarntes Programm zur Ausspähung der Online-Kommunikation zum Zwecke der Verbrechensbekämpfung, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Laut einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVG) aus dem Jahr 2008 darf der sogenannte Staatstrojaner lediglich unter strengen Voraussetzungen eingesetzt werden, zum Beispiel wenn Leib und Leben von Personen, der Bestand des Staates oder die Existenzgrundlagen der Bürger bedroht seien.
Außerdem dürfe das Programm lediglich zur sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung, also dem Abhören von Online-Telefonaten auf dem jeweiligen Rechner vor der Verschlüsselung, eingesetzt werden. Dazu wird die Software getarnt auf dem Zielcomputer installiert und kann dort Gespräche sowie Chats aufzeichnen.
2011 wies der Chaos Computer Club allerdings nach, dass die bis dahin entwickelte Bundestrojaner-Software diese vom Verfassungsgericht zugestandenen Möglichkeiten weit übertraf. Mit dem Programm war es möglich, den Computer, auf dem es installiert wurde, quasi fernzusteuern, Screenshots anzufertigen sowie nach Bedarf weitere Funktionen nachzuladen.
Das Programm war aber nicht nur aus juristischer Sicht fragwürdig. Auch die Implementierung war schlampig, so war die Verschlüsselung der aufgenommenen Screenshots und Audiodateien derart inkompetent umgesetzt, dass sie letztlich nutzlos wurde.
Aber auch im zweiten Anlauf weist der sogenannte Bundestrojaner laut ?Welt? deutliche Defizite auf. Die Spähsoftware,die am 22. Februar offiziell vom Bundesinnenministerium zum Einsatz freigegeben worden war, scheint sich zwar auf die vom BVG vorgegebene Funktionalität zu beschränken. Allerdings kann der Trojaner, so das Blatt, lediglich Internet-Telefonate abhören, die über die Voice-over-IP-Software Skype geführt werden ? und das auch nur auf Windows-Rechnern.
Auf Smartphones oder Tablets oder PCs mit einem anderen Betriebssystem als Windows kann das Überwachungsprogramm also nicht eingesetzt werden, schreibt die ?Welt?. Da sich Terrorgruppen und organisierte Verbrecherbanden inzwischen per Whatsapp oder über andere mobile Messaging-Programme austauschen, greifen die Fähigkeiten des Bundestrojaners ins Leere.
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