Bild: dpa, Oliver Berg/Archiv
Nach einer Studie haben Drohnen Vorteile bei kürzeren Strecken und leichten Paketen
Was zumindest derzeit klar zu sein scheint: Der Onlinehandel boomt, die Menschen kaufen und lassen sich immer mehr Waren liefern. Die Wege, die eingespart werden, weil Shoppen und Kaufen online geschehen, führen auf der anderen Seite zu einer weiteren Zunahme des Güterverkehrs und einer Schwemme von Transportfahrzeugen in den Städten und auf dem Land, solange jedenfalls, als nicht vieles auch mit 3D-Druckern vor Ort ausgedruckt werden kann. Zu den Transportfahrzeugen könnten bald Bodenroboter kommen, vor allem aber Drohnen. Letztere gelten als kostengünstigere Alternative, auch wenn die Sicherheitsprobleme mit einem sich mit Drohnenschwärmen füllenden Luftraum über dicht besiedelten Gebieten noch nicht gelöst sind.
Man kann zwar vermuten, dass die Auslieferung mit Drohnen mit elektrischen Motoren die Belastung der Atmosphäre durch CO2-Emissionen gegenüber schweren Bodenfahrzeugen senken könnte, wenn diese mit Benzin- oder Dieselmotoren angetrieben werden. Schwieriger wird es zu beurteilen sein, wie sich dies etwa bei autonomen Fahrzeugen mit Elektromotoren darstellt. Hier wird es enorm darauf ankommen, wie der Strom produziert wird und wie umwelt- und klimafreundlich die Herstellung der Fahr- und Flugzeuge und ihrer Teile sein wird.
Wissenschaftler der University of Washington haben einmal unter dem Gesichtspunkt der CO2-Emissionen Drohnen und Transporter in zehn unterschiedlichen Szenarien in Los Angeles mit 50 bis 500 Kunden verglichen. Ganz allgemein fahren Drohnen nicht notwendig besser, es kommt, wie immer, auf die Umstände an. Angenommen wurde, dass Drohnen nur jeweils ein Paket ausliefern, um dann zum Auslieferungslager zurückzukehren und das neue Paket mitzunehmen. Dadurch sind von vorneherein die Wege länger als bei Transportern, die viele unterschiedliche Pakete transportieren können und weniger Fahrtstrecken bewältigen müssen. Verglichen wurden zudem zehn unterschiedliche Drohnentypen.
In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler zum dem Schluss, dass Drohnen vor allem dann Vorteile haben, wenn sie nicht weit fliegen oder nur wenige Kunden anfliegen. Transporter schneiden hingegen besser ab, wenn die Auslieferung über weite Strecken erfolgt oder viele Kunden angefahren werden müssen. Natürlich sind Drohnen klimafreundlicher, wenn es um kleine und leichte Päckchen geht, wir wollen nicht unbedingt von Zigaretten sprechen, aber wenn die Waren schwerer werden, brauchen Drohnen verhältnismäßig mehr Energie, um diese in der Luft zu transportieren.
Die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen, zumindest in den Größen, die bislang vorgesehen sind, werden beschränkt bleiben, meinen die Wissenschaftler, beispielsweise auf kurze Strecken in weniger dicht besiedelten Gebieten oder in kontrollierten Räumen wie einem Campus, einer Industrieanlage oder einem militärischen Stützpunkt. Noch wahrscheinlicher sei es, dass sich hybride Systeme mit Drohnen und Transportern entwickeln werden. So könnten Transporter oder LKWs Pakete zu einem lokalen Zentrum bringen, von dem aus die Waren mit Drohnen ausgeliefert werden. Vermutlich werden es lokale Zentren in Vororten oder auf dem Land sein, wo es keine Probleme mit einem überfüllten Luftraum und Lärmbelästigung gibt.
Umweltingenieurin Anne Goodchild, eine der Autorinnen, die das Supply Chain Transportation & Logistics Center leitet, macht darauf aufmerksam, dass viel Arbeit in die Entwicklung von Drohnen geflossen sei, die so leicht sind, dass sie mit einer Batterie betrieben werden können. Ein vergleichbarer Aufwand sei noch nicht in die Entwicklung von LKWs und Transporter geflossen: “Sie sind exzessiv schwer und die Flotte auf der Straße unterscheidet sich nicht viel von der einige Jahrzehnte früher. Man könnte also auch Fahrzeuge umwelt- und klimafreundlicher machen. Allerdings kennen wir die Entwicklung etwa bei den Personenfahrzeugen. Während die Motoren leistungsfähiger wurden und den Verbrauch senken könnten, wurden die Fahrzeuge immer schwerer, gipfelnd in den SUVs, so dass der technische Fortschritt von den fahrenden Burgen und Prestigeobjekten kompensiert wird.
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